Als Antwort auf die Stellungnahmen zweier Tübinger PhilosophInnen im Schwäbischen Tagblatt zu den Affenversuchen habe ich folgenden Leserbrief verfasst, der am 7.10. im Tagblatt erschienen ist.Die Beitrage von Eve-Marie Engels und Otfried Höffe sind hier und hier zu finden.
Realitätsfern
Die Beiträge von Eve-Marie Engels und Otfried Höffe zur Tierversuchsdebatte haben mich wütend gemacht. Indem sie scheinbar differenziert die Argumente beider Seiten aus ethischer Sicht erwägen, drücken sie sich um eine klare Positionierung und tragen so zur Legitimierung der Affenversuche bei.
Dabei gehen weder Engels noch Höffe auf die eigentlich zentrale ethische Frage ein, ob Tierversuche überhaupt ethisch zu rechtfertigen sind. Ohne Argument setzen sie voraus, dass Tiere zu unseren Zwecken geschädigt werden dürfen – man müsse nur sorgfältig abwägen und schonend vorgehen. Tatsächlich gibt es keine Rechtfertigung dafür, fühlende Individuen zu unseren Zwecken zu quälen.
Abgesehen von diesem grundsätzlichen Punkt, sind beide Beiträge rettunglos realitätsfern. Forderungen nach Alternativenforschung und Abwägung sind fromme Wünsche in Anbetracht der Geldverteilung, der üblichen Genehmigungspraxis und der Macht der Institutionen. Und zeigen nicht gerade die Tübinger Affenversuche, wie es tatsächlich läuft? Massives Leiden, ungewisser Nutzen: anything goes. Was für eine Abwägung vollziehen Engels und Höffe, wenn sie noch nicht mal bereit sind, diese Versuche klar zu verurteilen?
Die Affen leiden jetzt in diesem Moment. Die Labore sind der Ort, wo die Gewalt stattfindet, nicht etwa die Demonstrationen. Eigentlich müsste man die Affen sofort da rausholen – was mich davon abhält, sind die praktische Schwierigkeit und die drohende staatliche Repression. Aber das Mindeste, was in Anbetracht der offensichtlichen Gräuel in den Tübinger Laboren zu fordern ist, sind klare Positionierungen: Die Versuche müssen aufhören, und zwar sofort!